Hallo meine Lieben.
Seit Monaten gab es von mir nichts Neues mehr und das hatte einen simplen Grund. Die Ereignisse der letzten Zeit haben sich einfach komplett überschlagen und die Zeit schien 3x so schnell wie üblich abzulaufen. Zu viele Dinge gab es um die ich mich kümmern musste, unter anderem auch die Organisation meiner Reise nach Israel und Jordanien Anfang des Monats. Da ich mich nun, dank der Corona Krise, wie alle vernünftigen Menschen ins Homeoffice zurückgezogen habe, scheint die Zeit plötzlich wie angehalten zu erscheinen. Diese soziale Isolation sorgt gerade für maximale Verwirrung bei mir, aber ich schätze ich bin da nicht die Einzige!
Naja, etwas Gutes hat die selbst gewählte Isolation ja, ich habe jetzt endlich Zeit meine Gedanken zu ordnen und während des Prozesses sind natürlich wieder viele Themen für ein paar Blogposts hervorgekommen. Deshalb will ich euch nicht länger mit Erklärungen zu texten und lege sofort los. Viel Spaß beim Lesen!
Vogelfrei in den goldenen Käfig.
Seit anderthalb Wochen sitze ich nun bereits in selbst gewählter, aber dringend nötiger Isolation. Ich unternehme morgens regelmäßig noch einen Spaziergang durch meinen Kiez, damit mir die Decke bei mir zuhause nicht komplett auf den Kopf fällt. Jedoch sind diese paar Minuten draußen ein schwacher Trost im Gegensatz zu dem, wie ich den Monat März begonnen habe.
Vor etwas mehr als zwei Wochen bin ich nämlich durch die Ruinen von Petra gestreift. Dieser Tag war nicht nur der anstrengendste Teil der Reise, sondern auch der Schönste. Zusammen mit den besten Reisegefährten, die man sich nur wünschen kann, bin ich viele viele Stufen hochgestiegen, habe Petra von oben gesehen und war am Ende des Tages komplett erledigt, aber glücklich. Um die 30.000 Schritte sind wir alleine an dem Tag gelaufen! Wie sehr wünsche ich mich an den Tag zurück. Klar, es war nicht einfach und ich habe mehrfach laut geflucht, aber im Hinblick auf das was uns in Deutschland wieder erwarten würde war der Tag in Petra der Höhepunkt einer wirklich tollen Reise!
Ein Besuch in der Felsenstadt
Wie beeindruckend Petra wirklich ist, das kann man nur wissen wenn man sich auf dem Weg dorthin befindet. Denn bevor man in die Felsenstadt gelangt, muss man erst die scheinbar unendliche Schlucht durchqueren. An deren Ende, durch einen kleinen Riss erscheint dann plötzlich das wohl am meist fotografierte Motiv von Petra, die Schatzkammer. Und dann ist man mittendrin! In einer der neuen sieben Weltwunder. Einem UNESCO Weltkulturerbe, wo seit der Jungsteinzeit Menschen gelebt und gebaut haben. Ich weiß immer noch nicht was beeindruckender war, die Farbe und Muster in den Felsen oder die von Menschen in den Stein gehauene Bauten. Aber die Kombi aus beidem erklärt, warum dieser Ort so besonders ist.
Jeden Tag waren wir an einem anderen Ort, haben woanders geschlafen und haben aus dem Rucksack gelebt. Es war ein großes, zweiwöchiges Abenteuer! Wir haben fremde Kulturen erlebt und uns manchmal extrem gewundert. Wir haben herrlich gut gegessen und obwohl es sehr oft Falafel und Humus gab, bin ich dem nie überdrüssig geworden. Denn, sind wir jetzt mal ehrlich, kann man jemals zu viel Humus essen? Und in so einer Kulisse gab es für eine Fotonärrin wie mich tolle Motive zum Fotografieren!
Neben Petra war auch die Wüste in Wadi Rum ein besonderes Erlebnis. Das Merkwürdige daran war, dass wir dort das erste Mal kein Handyempfang, geschweige denn WLAN hatten. Und wir fanden es alle toll! Ich bin an dem Abend so entspannt gewesen und habe mir gewünscht, ich könnte noch länger in der Isolation der Wüste verbringen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Zeit schien still zu stehen und alle Probleme ließen sich mit einer Tasse Tee wegspülen.
Isolation auf „corona“ Art
Und nun, wo wir wieder in Deutschland zurück sind, erleben wir eine ähnliche Situation, zwar mit besserem Netz und ohne Tee, aber trotzdem abgeschottet. Nur sind wir dieses Mal alle alleine. Der menschliche Kontakt, den wir in Wadi Rum noch hatten wurde ersetzt durch gutes WLAN. Ein schlechter Tausch, wenn man mich fragt. Denn aktuell würde ich alles Internet der Welt gegen ein normales soziales Leben eintauschen! Und gegen die Möglichkeit wieder unbeschwert überall hinreisen zu können.
Als junge Luxemburgerin, die mit dem Schengen Abkommen und den offenen Grenzen in ganz Europa aufgewachsen ist, ist die Möglichkeit nicht mehr sorgenfrei zwischen Deutschland und Luxemburg zu pendeln, sehr belastend. Wo ich früher keinen Gedanken daran verloren hätte, beispielsweise nach Trier zum Einkaufen zu fahren, muss ich mir jetzt überlegen, wie und wann ich überhaupt wieder nach Luxemburg zurückkehren kann. Denn wenn ich einmal aus Deutschland ausgereist bin, ist es ungewiss wann ich das nächste Mal wieder dahin einreisen kann. Und dann stellt sich mir unmittelbar die Frage ob diese Grenzen sich jemals wieder öffnen werden? Kann das Schengen Abkommen, das grade sein 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, nach der Coronakrise wieder reaktiviert werden? Können wir uns nachher immer noch so frei bewegen wie wir es vorher konnten?
Alles hat ein Ende…
Eine von vielen Fragen, die sich in einigen Monaten klären wird. Bis dahin müssen wir, glaube ich, alle die Isolation vom Alltag aushalten. Ich für meinen Teil werde mir meine Fotos jetzt öfters anschauen und von meiner unglaublichen Reise träumen. Von den Gebetsaufrufen der Muezzin der Minaretten in Aqaba und Wadi Musa, vom hektischen Trubel in der Altstadt von Jerusalem und dem beruhigenden Rauschen des Meeres in Tel Aviv… und plane im Kopf bereits mein nächstes Abenteuer nach der Corona Pandemie….